Rennpferde im Kamerafokus

Neo-Pferderennsport-Fotograf Stephan Ulrich aus Volketswil. – Alle Fotos: Stephan Ulrich

Neo-Pferderennsport-Fotograf Stephan Ulrich aus Volketswil. – Alle Fotos des Beitrags: Stephan Ulrich

Rennpferdebesitzer, aber auch Reiter, Trainer und Fans möchten von ausgewählten Rennen oder auch von jedem Start ihrer Lieblingspferde schöne Fotos, die spezielle Momente, aber auch spektakuläre Situationen einfangen. Bei Bildern von Zieleinläufen und Siegerehrungen sollte der Fotograf bestenfalls auch Emotionen festhalten, damit diese später immer wieder in Erinnerung gerufen werden können. Doch wie entstehen perfekte Fotos von Rennpferden im Training und während den Rennen? Zusammen mit dem Volketswiler Fotografen Stephan Ulrich habe ich versucht, diese Frage zu beantworten.

Das schwierigste an der Sache ist, dass Pferde allgemein gerne in Bewegung sind und im Training – und noch stärker in den Rennen – sind sie in sehr schneller Bewegung was für den Fotografen eine Herausforderung ist. Stephan Ulrich erklärt dazu, dass er das Fotografieren von sich bewegenden Objekten in der ersten Zeit, als er sich mit den Grundlagen der Kamera und des Fotografierens auseinander gesetzt hat, nie wirklich in den Griff bekam. Es brauche extrem viel Übung, um die Kamera richtig zu führen und die passenden Einstellungen für die Situation zu bestimmen. Es gebe dabei zwei verschiedene Arten ein sich bewegendes Objekt im Bild einzufangen erklärt Ulrich:

Das so genannte Einfrieren

Hier wird eine sehr kurze Belichtungszeit an der Kamera gewählt (z.B. 1/1000 Sekunde). Die kurze Belichtungszeit führt dazu, dass alles auf dem Bild eingefroren ist. Bei einem Auto stehen die Räder still, bei einem Rennpferd ist alles scharf und es sieht aus wie von einem Eisblitz getroffen.

Ein Bild mit sehr gut sichtbarer Bewegungsdynamik...

Ein Bild mit sehr gut sichtbarer Bewegungsdynamik…

Bilder mit Bewegungs-Dynamik

Bei dieser Technik wird eine verhältnismässig lange Verschlusszeit (z.B. 1/250 – 1/125 Sekunde) gewählt. Wenn man nun ein Auto fotografiert, verfolgt man mit dem Fokus das Auto in seiner Bewegung, damit dieses scharf wird. Die Räder, die sich jedoch in ihrer eigenen Achse und somit mit einer höheren Geschwindigkeit drehen, erhalten nun eine Bewegungsunschärfe. Dies geschieht, weil sie sich während der Belichtungszeit weiter bewegen und die Kamera genug Zeit hat, um verschiedene Positionen des Rades festzuhalten. Durch die «Verfolgung» des Autos mit der Kamera wird auch der Hintergrund verzogen und unterstützt somit die Bewegungs-Dynamik im Bild.

Stephan Ulrich erklärt weiter, dass er in seiner Haupttätigkeit als Fotograf vorwiegend Menschen und eher ruhige Situationen fotografiere und sich daher längere Zeit nicht näher mit Bewegungsbildern auseinander gesetzt habe. Doch eines Tages wurde er vom Rennstall Schneider für eine Fotostrecke ihrer Rennpferde beim Training angefragt und er nahm die Herausforderung an.

...und ein so genanntes «Eisblitz-Foto», das den Moment quasi glasklar einfriert.

…und ein so genanntes «Eisblitz-Foto», das den Moment quasi glasklar einfriert.

Übung macht den Meister

Er entschied sich für die einfachere der beiden Foto-Varianten, also für die oben erklärten «Eisblitz-Fotos», war aber mit den Resultaten nicht wirklich zufrieden. Und so packte der ambitionierte Neo-Rennpferde- und Pferderenn-Fotograf das Thema nochmals neu an. Stundenlang hielt er sich nach eigener Aussage an Autobahnen auf, besuchte Motocross-, BMX- und natürlich auch Pferderennen. Ulrich lernte in dieser Zeit viel über seine Kameraführung, experimentierte mit diversen Einstellungen und wertete während unzähligen Stunden die entstandenen Bilder am Bildschirm aus. Das viele Üben brachte mit der Zeit Resultate und er entschied sich, erste Bilder von Renntagen in seinem Online-Shop anzubieten. Inzwischen hat dieser Shop innerhalb der Schweizer Rennsportszene bereits eine kleine Fan-Community und Stephan Ulrich ist an fast allen Renntagen anzutreffen und nimmt auch die längeren Reisen nach St. Moritz oder nach Avenches in Kauf.

Der Fotograf liebt die Action der Pferderennen

Ich behaupte, Stephan ist inzwischen vom Rennpferdevirus infiziert und der Faszination Pferderennen in gewisser Weise erlegen. Selber sagt er dazu: «An den Pferderennen liebe ich die Action. Am liebsten sind mir Rennen im Stil vom letzten Renntag 2015 in Frauenfeld – eine echte Schlammschlacht. Wenn der Dreck spritzt und die Athleten beim Ausatmen eine kleine Kondenswolke erzeugen, dann kommt die Leistung aller erst so richtig zum Ausdruck und es ist eine tolle Herausforderung, dies in meinen Fotos festzuhalten. Ich liebe aber auch allgemein den Aufenthalt in der Pferderennsportszene, auf und neben der Rennbahn. Ich kann immer wieder spannende Kontakte knüpfen und lerne neue Menschen kennen. Man philosophiert über die vergangenen Rennen, diskutiert die möglichen Gewinner des nächsten Rennens oder plaudert einfach über Gott und die Welt.»

Ein Renntag bringt aber für Fotografen auch einen gewissen Stress, was den Kunden vielleicht nicht immer bewusst ist. So werden für jedes Rennen Aufnahmen im Führring, vom Rennen selber und von der Siegerehrung gemacht. Nicht selten ist da auch ein Spurt über das Gelände nötig. Nach einem anstrengenden Tag werden dann zu Hause oder im Fotostudio – oft spätabends – die Fotos auf den Rechner geladen, digital aufbereitet und ins Internet gestellt. Stephan Ulrich erklärt, dass viele Konsumenten es sich heute gewohnt sind, dass sie von einem Event noch am gleichen Tag oder zumindest am nächsten Tag Bilder sehen und bestellen können. Möchte man sich als Fotograf auf dem Markt behaupten, ist dies eine Anforderung die man heute erfüllen muss. Er betont aber, dass er jeden einzelnen Renntag mit allem Drum und Dran geniesse. Die Zeit auf den Schweizer Rennbahnen sei ein toller Ausgleich zu seinem üblichen Arbeiten.

Diese Aussagen unterstreichen es doch: Stephan Ulrich ist der Faszination Pferderennen erlegen und die Galoppszene Schweiz darf sich über einen neuen ambitionierten Fotografen freuen, der alles daran setzt, die Pferde und die Pferderennen genau zu fokussieren und ins beste Licht zu rücken. So, dass die spannenden, spektakulären und emotionalen Momente für immer festgehalten werden und in Erinnerung bleiben.

Anmerkung der Redaktion: Wenn ihr, liebe Leser, auf die Fotos klickt und sie in gross anschaut, werden die beiden Varianten der Fotografie noch besser sichtbar.

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert