Vor gut zehn Tagen fand in Deutschland der erste Tag der Rennställe statt. Ein Event um pferdebegeisterten – aber noch nicht im Pferderennsport aktiven – Menschen einen Einblick hinter die Kulissen des Galoppsports zu geben. 26 Trainingsquartiere an 15 Standorten – zum Beispiel auch Carmen Bocskai in Iffezheim – nahmen daran teil und öffneten ihre Tore. Bei einer ein- bis zweistündigen Führung erlebten die Besucher die vierbeinigen Spitzensportler bei der Morgenarbeit und erfuhren Interessantes über die Haltung, die Fütterung und die Rennvorbereitung der schnellen Pferde. Die Teilnahme war kostenlos und in einigen Trainingsquartieren gab es sogar noch einen Umtrunk. Was zeigt, dass sich die teilnehmenden Trainer dafür engagieren, mehr Menschen für den Galoppsport zu begeistern, denn gerade die jüngsten Gäste könnten die Pferdewirte und Jockeys der Zukunft sein. Während ältere Interessierte durchaus zum Rennpferdebesitzer werden könnten oder eine Familie sich vielleicht entschliesst, einem Vollblüter nach der Rennkarriere einen Lebensplatz als Freizeitpferd zu bieten.
Die gute Infrastruktur von Dielsdorf, wie auch die grosszügigen Anlagen in Avenches wären für Events im Stile des Tags der Rennställe prädestiniert.
Rücksicht auf die Pferde war gewährleistet
Um die Pferde und den Trainingsbetrieb nicht übermässig zu stören, wurden die Führungen in Gruppen, die der Grösse des Trainingsquartier angepasst wurden, durchgeführt. In einigen Trainingsquartieren fand nur eine Führung statt, in anderen – vor allem in grösseren – mehrere. Beispielsweise Trainer Christian von der Recke empfing in Weilerswist 150 Gäste. Eine Anmeldung war dementsprechend zwingend, das Ganze wurde von German Racing organisiert und koordiniert. Die insgesamt 1100 (!!) Angemeldeten durften ihr Wunsch-Trainingsquartier angeben, aber nicht in allen Fällen konnten diese Wünsche berücksichtigt werden. Dank des grossen Interesses an der Veranstaltung, nahmen auch zahlreiche Medien das Thema auf und berichteten darüber. Hier findet ihr zum Beispiel einen TV-Bericht der ARD.
Ähnliche Events auch in der Schweiz wünschenswert
Mir persönlich hat die Idee dieser Veranstaltung sehr gut gefallen und ich denke, solche Events sollten auch in der Schweiz durchgeführt werden. Zwar haben wir wesentlich weniger Trainingsquartiere als Deutschland, logischerweise würden sich aber auch weniger Interessierte anmelden und der Event liesse sich – zum Beispiel von Galopp Schweiz – dadurch sogar einfacher organisieren. Es kann nicht sein, dass wir in unserem Land ständig über zu wenig zahlende Rennbahnbesucher, zu tiefe Wettumsätze und zu wenige Besitzer bzw. Pferde jammern, aber nichts dafür tun, um mehr pferdebegeisterte und rennsportinteressierte Menschen spezifisch für den Galoppsport zu motivieren.
Der Rennverein Zürich hat für den 11. Juni 2016 einen Brunch mit Besichtigung der Rennbahn Dielsdorf, sowie Trainingsvorführungen organisiert. Das ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings kostet dieser Anlass 50 Franken (40 Franken für RVZ-Mitglieder) pro Person. Sehr viele Schweizer Familien mit zum Beispiel zwei Kindern können sich aber keinen zweihundertfränkigen Samstags-Familienausflug leisten. Es besteht die Gefahr, dass sich für viele – eigentlich interessierte – Durchschnittsbürger das alte Klischee bestätigt, der Pferderennsport sei nur etwas für Gutbetuchte. Sinnvoll wäre, wenn die Besichtigung der Rennbahn und die Trainingsvorführungen für jedermann offen und kostenlos wären und nur die Brunchveranstaltung kostenpflichtig. Um trotzdem einen Unkostenbeitrag zu erwirtschaften, könnte für die Besucher, die nicht am Brunch teilnehmen, eine gängige Festwirtschaft eingerichtet werden.
Jedenfalls wäre es sehr begrüssenswert, wenn hier in der Schweiz mindestens einmal jährlich ein kostenloser Event stattfinden würde, der Pferdefreunden jeden Alters den Blick hinter die Kulissen des Pferderennsports gewähren und sie für den Galoppsport begeistern könnte.