Was ist es eigentlich, was die Zuschauer auf die Rennbahnen lockt und ihnen beim Wetten das Portemonnaie öffnet? Was bringt Rennpferdetrainer, Stallpersonal und Arbeitsreiter dazu, 365 Tage im Jahr bei Wind und Wetter morgens um sechs Uhr – oder noch früher – im Stall zu stehen? Wie kommt es, dass die Jockeys bereit sind, in den Rennen Kopf und Kragen zu riskieren?
Pferderennen üben auf die verschiedensten Menschen – von jung bis alt und über alle Gesellschaftsschichten – eine Faszination aus. Sei es die Liebe zu edlen Pferden, der Rausch von Geschwindigkeit und Risiko, die Spannung beim Wetten oder das Ambiente und das «Sehen und Gesehenwerden» auf der Rennbahn – wer aktiv im Pferderennsport tätig ist oder zu den regelmässigen Rennbahnbesuchern gehört – ist der Faszination Pferderennen erlegen und tut es aus Passion.
Ich selber liebe Vollblutpferde aller Art, vom englischen Vollblut – also vom typischen Rennpferd – über Araber bis hin zu Achal-Tekkinern. Diese edle und feine Elleganz, gepaart mit unglaublicher Leistungsfähigkeit, Leistungsbereitschaft und einer Art wilder Zähigkeit, fasziniert mich immer wieder von neuem. Zudem mag ich auch die adrenalingeladene Spannung während der Rennen sowie beim Wetten.
Doch was für mich die Faszination des Galoppsports und der Vollblutpferde ausmacht, ist nicht unbedingt auch das, was andere Aktive und Rennbahnbesucher begeistert. Ich habe daher eine Reihe Galoppsport-Aktive und Rennbahnbesucher gefragt, was für sie die Faszination Galopprennen ausmacht.
Stimmen zur Faszination Vollblüter und Galopprennsport
Tim Bürgin, Jockey
Was mich am Galoppsport fasziniert ist die Kunst die Pferde zum Höhepunkt ihrer sportlichen Kapazitäten zu bringen, immer wieder Probleme zu erkennen und zu lösen. Eine Kunst ist es auch, Pferde über längere Zeit auf hohem Niveau zu halten. Als Rennreiter muss man sich fortlaufend verbessern. Während dem Rennen müssen wir sehr schnell reagieren können, sonst ist es zu spät und der Gegner hat die bessere Ausgangslage, denn Sekunden entscheiden zwischen Sieg und Niederlage. Im Endkampf kommt es ebenfalls darauf an das Pferd nach vorne zu befehlen und gleichzeitig den Rhythmus nicht zu stören. Mich als Jockey ständig zu verbessern ist meine Motivation und Faszination.
Isabelle Chrenka-Klein, Tochter und Assistenztrainerin von Trainer Karl Klein
Ich habe den Rennsport quasi in die Wiege gelegt bekommen. Unsere grüngelben Rennfarben gehörten bereits meiner Mutter als sie mit 20 Jahren ihr erstes Rennpferd hatte. Da liegt es nahe, diese Leidenschaft weiterzuführen. In den letzten Jahren spezialisierte ich mich auf den Einkauf von so genannten «Pferde-Schnäppchen» die dann von meinem Vater trainiert werden und immer mal wieder gutes Geld verdienen. Ich finde es sehr spannend, aus einer Gruppe von kostengünstigen Pferden die «Perlen» zu erkennen. Zurzeit sind wieder drei Jungpferde im Stall die noch zum Verkauf stehen.
Claudia Erni, Trainerin
Was mich am Galopprennsport fasziniert sind in erster Linie die wunderschönen Vollblüter mit ihrem einmaligen leistungsbereiten Charakter. Für sie lohnt es sich, jeden Morgen früh aufzustehen und sich ihnen mit vollem Herzen zu widmen. Für mich ist jedes Pferd ein einzigartiges Individuum und ich versuche jedes möglichst so zu fördern, dass es sich rundum wohlfühlt und dadurch eine optimale Leistung zeigen kann.
Patrick Krähenbühl, Rennbahnbesucher und Sohn von Rennpferdebesitzer Erich Krähenbühl
Am Galoppsport fasziniert mich die Zusammenarbeit von Jockey und Rennpferd, die als Team Höchstleistungen vollbringen. Der Nervenkitzel und vor Ort mitten im Geschehen zu sein, hat auch seine Faszination. Und das «Zocken» – schliesslich bin ich gelernter Banker mit vielerlei Erfahrungen im Handelsgeschäft/Trading – macht die Sache noch spannender und packender. Durch meinen Vater habe ich das Privileg, auch Jockeys, Trainer und Besitzer zu treffen sowie mit dem Besitzerausweis in den Führring oder die Jockeykabinen zu gehen. Von der Kulisse und Anlage her mag ich besonders die Rennen in Aarau, Maienfeld und auch St. Moritz, obwohl letzteres etwas dekadent ist. Schön ist auch, die Begeisterung für Pferderennen mit meiner Passion Reisen zu verbinden. Ich war schon an Rennen in Deutschland, Frankreich, Irland, England, Italien, VAE, Malaysia, Mongolei und sogar Turkmenistan. Mein Wunsch wäre noch der Melbourne Cup, was aufgrund der langjährigen Freundschaft mit der Familie Horobin (Hersteller des Stride Free-Rennsattels) bestimmt eines Tages möglich sein wird.
Monika Müller, Trainerin
Mich fasziniert am Galopprennsport das tägliche Arbeiten mit den edlen Vollblutpferden. Mit den verschiedenen Pferden zu arbeiten und auf die verschiedenen Charaktere der Pferde einzugehen ist immer wieder eine Herausforderung. Und dabei im Training die Kraft und die Geschwindigkeit zu spüren ist einzigartig!
Karin Suter-Weber, Trainerin und Züchterin
Für mich als Trainerin ist die grösste Faszination des Rennsports die Arbeit mit den Pferden jeden Alters. Einerseits die jungen Pferde aufzubauen und zu den ersten Erfolgen zu führen, andererseits aber auch jedes Pferd über Jahre gesund und in Bestform zu behalten, so dass sie eine lange Karriere haben und ihren Besitzern lange Freude und Erfolg bringen.
Yves Wiesmann, Fotograf bei turffotos.ch und Mitglied beim Scala Racing Club
Schon seit Kindertagen, bei den Besuchen mit meinem Grossvater auf den Rennbahnen in Frauenfeld und Dielsdorf, hat mich die Faszination zum Pferderennsport gepackt. Mit immer grösserem Interesse an der Fotografie, kam dann eines zum andern und mittlerweile bin ich an den meisten Renntagen anzutreffen. Pferderennen sind für mich nicht einfach nur schnelle Pferde und Wetten platzieren, sondern auch Emotionen, die einzigartig sind. Freude und Jubel und die Gesichter von Jockeys, Trainern und Besitzern nach einem Sieg, faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Der Nervenkitzel einer platzierten Wette, der Endkampf der Pferde auf der Zielgeraden und das Anfeuern der Zuschauer, ergibt ein Ambiente, das seines Gleichen sucht. Mit meinem Beitritt zum Scala Racing Club hat sich diese Passion noch verstärkt. Die Nervosität und Spannung, welche man erlebt, wenn man ein Pferd laufen sieht, an dem man beteiligt ist, ist absolut atemberaubend.
Rita Wirth, Rennbahnbesucherin und Besitzerin eines Vollblut-Reitpferdes
Meine grosse Liebe zu den Vollblütern hat mich schon als Kind erfasst, da mein Götti eigene Rennpferde besass. So kam ich zum Rennsport und hatte auch immer eigene Vollblüter, so wohl als Reitpferde wie auch aktive Rennpferde. Was mich an den Vollblütern speziell fasziniert, ist die Geschwindigkeit im Rennen sowie allgemein die Leistung und Ausdauer. Was die für ein riesiges Kämpferherz haben! Zudem Schönheit, Charakter und Ehrlichkeit.
Alle Fotos im Beitrag wurden von den Protagonisten zur Verfügung gestellt.