Die junge Nachwuchsrennreiterin Fanny Crausaz hat von 2010 bis 2013 die Rennreiterlehre bei Franziska Aeschbacher absolviert. Nach ihrer Ausbildung hat sie zuerst in Frankreich gearbeitet und dann den Sprung über den grossen Teich nach Nordamerika gewagt. Horseracing.ch hat ausführlich darüber berichtet. Horseracing.ch-Mitglieder können den vollständigen Artikel hier nachlesen.
Inzwischen hat Fanny Crausaz 100 Ritte in Nordamerika absolviert, woraus 9 Siege und 24 Plätze resultierten. Auf der Rennbahn von Fort Erie war sie speziell erfolgreich und wurde dort zur besten Nachwuchsreiterin der Saison gekürt. Der offizielle Titel lautet: Leading apprentice in Fort Erie. Für mich Grund genug, Fanny um ein persönliches Interview zu bitten.
Nachgefragt bei Fanny Crausaz
Liebe Fanny, schön, dass du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu deinem erfolgreichen Karrierestart zu beantworten.
Wie ist es dazu gekommen, dass du dich nach deiner Ausbildung entschieden hast, ins Ausland zu gehen, speziell ins männerdominierte Nordamerika?
Fanny Crausaz: Wenn man den Beruf Rennreiterin macht, kann man auf der ganzen Welt arbeiten. In Europa war es für mich schwer eine gute Stelle zu finden, weil die Konkurrenz sehr gross ist. Da ich schon immer reisen wollte, habe ich dies als Mittel zum Zweck mit dem Beruf verbunden. In Nordamerika bekommst du vom Trainer immer eine Chance, wenn du hart arbeitest. Egal ob du eine Frau oder ein Mann bist.
War es anfangs schwer, sich gegen die männlichen Konkurrenten zu behaupten und wenn ja, was waren die Schwierigkeiten?
Es war schwer sich anzupassen: Neues Land, neue Reitweise. Da ich gute Lehrer hatte, habe ich alles schnell gelernt. Manche der besten Rennreiter haben mir geholfen. Es gibt auch hier die Konkurrenz, den Wettbewerb, aber vor allem ist man eine grosse Familie. Ich habe gelernt, dass man immer besser werden kann und die guten Rennreiter helfen den Lehrlingen und jungen Reitern um Unfälle zu vermeiden.
Hat dir dein Trainer sofort Ritte gegeben oder musstest du dir diese hart erarbeiten?
Ich habe zuerst nur als Morgenarbeits-Reiterin gearbeitet um mich auf die kanadischen Rennen vorzubereiten. Mein Trainer hat mir von Anfang an im Training viele Pferde anvertraut und als ich seiner Meinung nach rennbereit war, hat er mich zur ersten Reiterin für den ganzen Stall berufen.
Und wie reagieren die Besitzer darauf, wenn der Trainer eine junge Schweizerin in den Sattel ihrer Pferde setzt?
Es war am Anfang schwer, weil die Besitzer nicht sicher waren, ob ich gut genug bin. Aber ich habe mit relativ schlechten Pferden viele Platzgelder geholt. Dadurch haben die Besitzer Vertrauen in mich bekommen und mir ihre Pferde zur Verfügung gestellt.
Wie im Artikel auf horseracing.ch zu lesen war, wirst du den Winter in der Schweiz verbringen. Wie sieht deine Zukunft ab Frühling 2016 aus? Geht es wieder nach Nordamerika oder werden wir dich nächste Saison in der Schweiz reiten sehen?
Ich werde Mitte März nach Woodbine gehen (die grössere der beiden Rennbahnen in Ontario Canada). Ich habe dort einen Agenten der mir hilft, Ritte zu bekommen. Ich denke nicht, dass ich in absehbarer Zeit nochmals eine Rennsaison in der Schweiz verbringen werde. Ich mag mein Leben in Nordamerika. Das Immigrationssystem ist kompliziert, aber der Rennbetrieb und das Rennreiten in Nordamerika passen für mich besser als die Schweiz.
Hast du als Rennreiterin einen speziellen Traum? Ein spezielles Rennen, das du einmal gewinnen möchtest oder ein grosses Karriereziel auf das du hinarbeitest?
Nächste Saison will ich wieder den Leading apprentice-Titel gewinnen. Ich hoffe, dass ich viele gute Rennen reiten kann, um das Ziel zu erreichen. Ansonsten nehme ich eine Saison nach der anderen. Wer weiss, was die Zukunft für mich reserviert hat…
Ganz herzlichen Dank, liebe Fanny, für dieses Interview. Die Leser von Galoppszene und ich wünschen dir für deine weitere Karriere viel Glück und Erfolg.