Wird White Turf 2016 zum Grey Turf?

Die Schneerennen 2016 stehen unter keinem guten Stern. Die Klimaerwärmung ist definitiv nicht mehr zu leugnen und somit werden die zu warmen Temperaturen immer öfters zum Spielverderber. Natürlich kann kein Veranstalter das Wetter beeinflussen, aber man kann auf verschiedene Arten mit der Situation umgehen.

Arosa hat absolut richtig entschieden und beide Renntage abgesagt, weil keine regulären Verhältnisse herrschten und man für die Sicherheit der Reiter und Pferde und somit gegen die Durchführung der Rennen entscheiden musste. Etwas speziell war aber schon in Arosa, dass noch am Samstag auf der Facebookseite «Pferderennen auf Schnee, Arosa» von einer «erstklassigen Piste» die Rede war, die Rennen dann aber am Sonntagmorgen abgesagt werden mussten. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass sich die Bahn innerhalb eines Tages von einer erstklassigen Piste zu nicht renntauglichen Verhältnissen verändert hat… Es ist aber verständlich, dass man als Veranstalter versucht, die Situation so positiv wie möglich darzustellen, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Arosa hat jedenfalls aktiven- und besucherfreundlich reagiert und eine Telefonnummer eingerichtet, über die man sich am Sonntagmorgen früh über die Durchführung der Rennen informieren konnte. So, dass von den Tagestouristen wohl niemand umsonst ins Schanfigg gereist ist.

Ein Skikjöring-Rennen wie es sein sollte und am vergangenen Sonntag leider nicht war...

Ein Skikjöring-Rennen wie es sein sollte und am vergangenen Sonntag leider nicht war…

Fragwürdige Kommunikation in St. Moritz

Im Engadin sah es für die Night- und White Turf-Events lange gut aus. Eine dicke Eisschicht mit einer kompakt präparierten Schneedecke, liessen auf eine schnelle Bahn und Rennen unter besten Bedingungen hoffen. Doch dann machte ein Wärmeeinbruch einen dicken Strich durch die Rechnung. Den Organisatoren ist es natürlich hoch anzurechnen, dass sie alles versuchten, um trotzdem Rennen durchzuführen.

Fragwürdig ist allerdings, dass bereits vor den Night Turf-Rennen nicht frühzeitig informiert wurde. Bis kurz vor der Veranstaltung, gab es keinerlei Informationen, dass sich die Bedingungen massiv verschlechtert hatten, die Rennen unter sehr erschwerten Bedingungen nur über 800 m gelaufen werden und somit kaum Starter übrig blieben. Dass das abschliessende Sprintrennen des Night Turf-Abends sogar ganz abgesagt werden musste, weil die Jockeys Bedenken betreffend der Sicherheit hatten, wurde von Seiten der Organisatoren – meines Wissens – weder kommuniziert noch kommentiert. Dass daraufhin der erste Sonntagsrenntag abgesagt werden musste, war zu erwarten.

Dass aber in der Woche vor dem zweiten Rennsonntag publiziert wurde, dank der kalten Nächte sei die Eisschicht wieder total durchgefroren und unter Umständen könne die Bahn sogar fest werden, erscheint im Nachhinein fast schon humoristisch. Noch am Freitag wurde kommuniziert, alle Rennen würden gemäss Ausschreibung, über die vorgesehenen Distanzen gelaufen, einzig der Zielbogen müsse verändert werden. Danach gab es keine Informationen mehr. Noch am Sonntagvormittag wurde man – zumindest als Nicht-AkteurIn – im Glauben gelassen, alles sei im grünen Bereich.

Skikjöring wird zum Supergau

Kurz vor dem ersten Rennen dann die Mitteilung, dass das Geläuf wiederum in schlechtem Zustand sei und die Rennen unter erschwerten Bedingungen und nur über 800 m gelaufen werden. Richtigerweise haben daraufhin viele Trainer und Besitzer ihre Pferde zurückgezogen. Übrig blieben bei den Galoppern kurze Sprints mit wenigen Startern – soweit so gut.

Zur Farce wurde dann aber das Skikjöring, welches ebenfalls über 800 m hätte gelaufen werden sollen. Ich bin selber noch nie auf Skiern hinter einem Pferd gestanden und gefahren, trotzdem ist es aber auch für mich als Laie klar, dass man als SkikjöringfahrerIn keine Chance hat, sein noch frisches Pferd nach 800 m anzuhalten. Ganz klar und absolut richtig, dass – ausser einem – alle Besitzer, Trainer und Fahrer entschieden, das Skikjöring sein zu lassen. Einzig das Pferd des  White Turf OK-Präsidenten blieb übrig. Und da gemäss Schweizer Rennreglement bei nur einem Starter, das Rennen nicht gelaufen werden muss, wurde dieses eine Pferd zum Sieger erklärt und der Besitzer offenbar sogar mit dem Sieggeld beglückt, welches er der Blindenskischule St. Moritz spenden wolle.

Aber ging das alles mit rechten Dingen zu und her? Gemäss Schweizer Rennreglement, kann ein Skikjöring nämlich gar nicht auf 800 m verkürzt werden. Unter Artikel 82 wird da wörtlich festgehalten:

Die Minimaldistanzen betragen in Flachrennen auf Schnee 800 m; auf Rasenbahnen 900 m; in Hürdenrennen auf Schnee 2000 m; auf Rasenbahnen 2400 m; in Jagdrennen ca. 3000 m; in Cross-Countries ca. 3500 m; in Skikjörings ca. 2000 m.

Skikjöring-Rennen dürfen gemäss Reglement also gar nicht auf einer kürzeren Distanz als zirka 2000 m gelaufen werden. Das Skikjöring hätte abgesagt werden müssen oder man hätte es zu einem 800 m-Flachrennen mit Jockeys und ohne Skifahrer umfunktionieren müssen. Soweit ich informiert bin, sind die Rennleitung und Galopp Schweiz in die Entscheidung, ob Rennen verkürzt werden, involviert. Wie kann es also sein, dass diese am Sonntag in St. Moritz einen nicht-reglementskonformen Entscheid getroffen haben?

Der Renntag in St. Moritz lässt zu viele Fragen offen und zumindest was das Skikjöring anbelangt, hat man sich in eine Grauzone zwischen regulär und irregulär gewagt, was nicht sein darf. Wozu hat man Reglemente, wenn diese nicht eingehalten werden?

Leider sind auch diese Woche keine wirklich kalten Temperaturen prognostiziert, wodurch sich die Verhältnisse in St. Moritz wohl nicht gross verändern werden. Bleibt zu hoffen, dass der GP-Tag nächsten Sonntag nur durchgeführt wird, wenn die Bedingungen wirklich gut und für Pferde und Reiter ungefährlich sind. Denn ein Grosser Preis von St. Moritz der nur über 800 m und mit vier, fünf Pferden gelaufen wird, ist seines Namens nicht würdig.

6 Kommentare

  1. Karin van den Bos

    Falsche Abstand. Alle pferden haben nicht uber 800meter trotzdem über weniger als 700meter gerennt am 14e februari.
    Ich bin Trainerin und arbeite seit 10 Jahren mit Polar für hertz und abstand meines trainierte Pferden nach zu sehen.
    Meine Pferden habe am 14e auch gelaufen in die Araber Renn. Ich trainiere ans Meer in rechte Lein in Holland und kenne ganz genau die Abstanden.
    Heute habe ich auf die Piste geritten in rechte Lein mit 2 meiner Pferden und mit 2verschiedene Polar V800 equipment konstatiert das die Abstand mindenstens 100meter weniger war. Ich kann das beweisen. Ich habe die Training von heute in meine Computer und habe Photos gemacht die ich überlegen kann.
    Die Rennen darfen über 800meter mindestens richtige abstand gehen und nicht weniger?

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  2. Lolly

    Ja ja , das liebe Geld regiert die Welt ! Bin einheimisch und geschäftlich jedes Jahr am White Turf dabei . Es waren schon andere Zeiten als alles noch rund lief am White Turf. Rennbahn unmöglich zu befahren , die Gäste mit Kinderwagen mussten diesen immer wieder tragen , da Sie stecken blieben . Es gibt auch Personen die nicht so gut zu Fuss sind aber andere Jahre war das kein Problem etc. Will man sparen? Wozu alles in ein einziges Zelt zwängen? Die Totalisators waren früher in einem Container untergebracht und für die Wettbegeisterten übersichtlich . Von den verschiedenen Zelten die es in den vergangenen Jahren gab wurde alles auf ein einzelnes Zelt reduziert ! Das heisst Totalisator, Getränkeausgabe , Essen und Boutique samt Musik auf einem Haufen ! Welch ein Durcheinander !!!! Die Leute bleiben im Zelt stehen und man weiss nicht wo man anstehen muss um sich das Essen oder die Getränke zu holen ! Herr Staub kommen Sie von ihrem hohen Ross wieder runter und nehmen Sie noch ein paar Stunden bei Ihrem Vorgänger um zu lernen wie solche Anlässe organisiert werden sollten ! St. Moritz war bis vor 3-4Jahren Top , jetzt nur noch FLOPP !!!!!!!

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  3. Andre Dürst

    Gegen das Wetter sind wir am Ende machtlos (zum Glück) und ich bin überzeugt das die Helfer alles menschenmögliche gemacht haben um die Rennen zu retten.
    Das aber der Präsident und CEO sich auf diese Art ein Sieg ergatter muss ist unter jeder Würde und ein absolutes no go

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    1. Barbara Würmli (Beitrag Autor)

      Sehe ich genauso, Andi. Übrigens schön von dir zu hören. Ist lange her, seit den Perlenhof-Zeiten.

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  4. Quattrocchi bottani severine

    Super Bericht Barbara.☺

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    1. Barbara Würmli (Beitrag Autor)

      Danke, Sevi. 😉

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