Ponyrennclub Schweiz – eine neue Talentschmiede?

Fünf engagierte Pferderennsportmenschen aus dem Galopper- und dem Trabersektor haben Ende März den Ponyrennclub Schweiz ins Leben gerufen. Der Verein möchte die Ponyrennen weiter fördern und dem Schweizer Galopp- und Trabrennsport zu mehr Nachwuchs verhelfen. Die Durchführung der Galopp- und Trabponyrennen läuft aber weiterhin unter dem Patronat und nach den Reglementen von Galopp Schweiz und Suisse Trot.

Die fünf engagierten Ponyrennclub-Initianten: Jasmin Böhi, Jessica Kessler, Martina Blöchliger, Stefan Schnider und Yves Wiesmann (v.l.n.r) – Foto: zVg

Was tut der Ponyrennclub Schweiz?

Der neue Verein unterstützt und fördert den Nachwuchs des Pferderennsports. Die Initianten organisieren für Interessierte und Freunde des Ponyrennsports Führungen und Besuche in professionellen Trainingsbetrieben sowie Ausflüge auf diverse Rennbahnen im In- und Ausland. Auch die Championsnight zum Saisonabschluss, bei welcher die Pony-Kinder für ihre Leistungen gebührend geehrt werden, wird durch den Ponyrennclub gesichert. Jeder kann Clubmitglied werden. Es werden verschiedene Mitgliedschaften angeboten, die Beiträge sind bewusst bescheiden, denn die Mitgliedschaft soll auch für Jugendliche bezahlbar sein. Mit einer Mitgliedschaft leistet man einen wesentlichen Beitrag zum weiteren Bestehen der Ponyrennen und zur Nachwuchsförderung. Nach Möglichkeit werden mit den Mitgliederbeiträgen auch Ehrenpreise für die Reiter/innen und Fahrer/innen finanziert.

Kompetenter Vorstand

Der Vorstand, bestehend aus Präsidentin Martina Blöchliger, Vizepräsidentin Jessica Kessler, Kassierin Jasmin Böhi und den Beisitzern Stefan Schnider und Yves Wiesmann, ist eine bunte Mischung aus Aktiven aus dem Galopp-, Trab- und Ponysektor. Martina Blöchliger war lange selbst aktive Trabrennfahrerin, heute steigt sie nur noch selten in den Rennsulky und ist nur noch Besitzertrainerin und hat auch schon als Züchterin ihr Glück versucht. Sie ist ausserdem seit der Gründung Mitglied vom Galopp-Stall Redcap. Seit die Präsidentin es als aktive Traberfahrerin und Trainerin ruhiger nimmt, amtet sie regelmässig als Rennleitungsmitglied und Starterin. Auch Jessica Kessler kennt beide Metiers. Ihre Mutter fuhr früher Trabrennen, ihr Vater ritt Galopprennen. Heute trainiert die Familie Kessler Galopper wie auch Ponys für Galopp- und Trabrennen. Jessica selber war bis zum Alterslimit ebenfalls als Ponyjockey wie auch Ponytrabfahrerin aktiv. Aus dem Galoppsport kommt Jasmin Böhi. Sie ist auf einem Galopptrainingsbetrieb aufgewachsen und ist via Ponyrennen Amateurrennreiterin geworden. Stefan Schniders Eltern waren zwar im Galopplager aktiv – seine Mutter arbeitete im Rennstall, sein Vater chauffierte Vollblüter auf die Rennplätze im In- und Ausland – er selber wählte aber den Trabrennsport und schaffte den Schritt vom Ponyfahrer zum Fahrer bei den Grossen. Yves Wiesmann ist Rennpferdebesitzer beim Scala Racing Club und mit seinem Geschäftspartner Stephan Ulrich als Team turffotos.ch an jedem Schweizer Renntag mit der Kamera im Einsatz. Im Ponyrennclub-Vorstand kommt also eine geballte Ladung Renn- und Ponyrennsport-Erfahrung zusammen.

Martina Blöchliger hat sich bereit erklärt, galoppszene.ch genauer zu erklären, was die Ziele des neuen Vereins sind und wie interessierte Kinder und Familien vom Club profitieren können.

Der neue Ponyrennclub möchte dazu beitragen, dass begeisterte Ponyrennreiter/innen auch die Möglichkeit bekommen, den Schritt zu den Grossen zu machen. – Foto: turffotos.ch

Nachgefragt bei Martina Blöchliger

Liebe Martina, herzlichen Dank für deine Bereitschaft, mir und den Lesern von Galoppszene mehr über den Ponyrennclub zu erzählen. Kannst du in wenigen Sätzen erklären, wie die Idee entstanden und danach in die Tat umgesetzt wurde?

Martina Blöchliger: Die Idee kam, als ich nach vielen Jahren wieder die Verantwortung der Ponytraber übernommen habe. Diese gibt es eigentlich ja erst aufgrund meiner Initiative im Jahr 2002. Ich wusste, es muss sich etwas verändern, ansonsten ist mein Job nichts wert. Was nützt der Ponyrennsport, wenn die Kinder und deren Anhang nach Erreichen der Alterslimite wieder von der Bildfläche verschwinden? Es ist schon länger aufgefallen, dass die Ponyaktiven nicht so ganz oder gar nicht im «richtigen» Pferderennsport integriert sind. Sie werden auch nicht so richtig akzeptiert. Man muss sie näher ans Geschehen bringen. Also habe ich Jessica Kessler angefragt, was sie von einem Ponyrennclub halte und ihr kurz meine Vorstellungen erläutert. Sie war begeistert und dann ging alles sehr schnell. Zu meiner Freude hat sie sich auch gleich bereit erklärt, im Vorstand mitzuwirken. Während der Suche der weiteren Vorstandsmitglieder haben wir natürlich alles Administrative bereits vorangetrieben, um nicht unnötig Zeit zu verlieren.   

Wenn ich es richtig sehe, ist die Mitgliedschaft im Ponyrennclub auch für die Aktiven freiwillig. Heisst das, dass nur Kinder und Familien die Mitglieder sind, von euch unterstützt werden? Oder stellen die Ponyrennclub-Mitglieder die Ressourcen zur Verfügung, unterstützt und gefördert werden aber alle, die Hilfe möchten?

Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Ponyaktiven auch unserem Club beitreten würden. Es ist aber keine Pflicht, man kann ja niemanden zu seinem Glück zwingen. Selbstverständlich werden alle Ponyaktiven gefördert und unterstützt, unabhängig davon, ob sie nun Mitglied sind oder nicht. Aber es ist natürlich so, dass wenn wir Ausflüge auf andere Rennbahnen, Besuche in einem Trainingsstall oder auch die Championsnight organisieren, Nichtmitglieder einen Unkostenbeitrag zahlen müssen.

Was ist an an Nachwuchsförderung möglich?

Hier auf galoppszene.ch lesen vor allem Galoppsportinteressierte. Darum möchte ich gerne ein praktisches Ponygalopperbeispiel näher beleuchten. Nehmen wir einmal an, eine Familie hat keine eigenen Pferde oder Ponys und die Eltern haben mit Reitsport gar nichts zu tun. Die zehnjährige Tochter nimmt aber Reitstunden in einem Vielseitigkeitsstall, ist aber von Galopprennen fasziniert und wünscht sich nichts mehr, als mit den schnellen Ponys über die Rennbahn zu flitzen. Kann der Ponyrennclub in diesem Fall helfen und wenn ja, wie genau?

Klar können wir helfen. Wir können den Kontakt zu einem Ponyrennstall herstellen, wir fungieren quasi als Vermittlungsstelle. Es kommt ja auch immer mal wieder vor, dass jemand das Alterslimit erreicht und somit vom Ponyrennsport ausscheidet und da eine Lücke geschlossen werden muss. Eine Garantie gibt es keine, aber wir tun unserer Bestes, damit ein interessiertes Kind irgendwo unter kommt. Wer weiss, vielleicht läuft auch mal ein Rennpony in den Farben des Ponyrennclubs…

Genau so wie den Ponyrennreiter/innen soll auch den engagierten Ponytrabfahrer/innen geholfen werden, die «richtige» Fahrlizenz zu erwerben. – Foto: turffotos.ch

Ein wichtiges Anliegen von euch ist es, den älteren Ponyrennreiter/innen und Ponytrabfahrer/innen den Einstieg bei den Grossen zu ermöglichen und vor allem zu erleichtern. Nehmen wir auch da wieder ein Beispiel von den Galoppern. Wenn nun ein fünfzehnjähriger Junge einige Jahre erfolgreich D- oder zumindest C-Ponygalopprennen bestritten hat und gerne die Amateurrennreiterlizenz erwerben möchte und praktische Erfahrung in einem professionellen Galopptrainingsstall sammeln sollte. Wie sieht da eure praktische Unterstützung aus?

Auch hier sind wir gerne bereit, den Kontakt zu jemandem herzustellen, denn nicht alle sind in eine Rennsportfamilie hineingeboren worden und das Beziehungsnetz zu den Grossen fehlt vielleicht. Auch in diesem Fall würden wir versuchen, dass die Reiter/Fahrer irgendwo in ihrer Umgebung in einem Rennstall Erfahrungen sammeln können. Jüngstes Beispiel – zwar aus dem Trabsektor – ist Julian Ehrbar. Er wollte nach der Ponykarriere die Trabfahrlizenz machen, seine Familie ist aber nicht aus dem Pferderennsport. Gelernt hat er dann die ersten Schritte bei mir, ich hatte aber kein Lizenzpferd zur Verfügung. Also habe ich ihm den Kontakt zur Ecurie Max Gordon hergestellt. Resultat: Lizenz erfolgreich bestanden. So muss es sein, sonst verlieren wir den Nachwuchs. Wenn der Kontakt erst einmal hergestellt ist, erwarten wir natürlich auch von den Trainern/Besitzern, dass sie die Nachwuchsförderung ernst nehmen. Sie sollen die Jungen sorgfältig an den Sport heranführen und längerfristig unterstützen.

Langfristige Ziele

Habt ihr euch im Verein langfristige Ziele gesetzt? Zum Beispiel jährlich eine bestimmte Anzahl Reiter/innen und Fahrer/innen bei den Grossen etablieren zu können oder eine Anzahl neue Rennponybesitzer zu gewinnen oder anderes?

Oberstes Ziel ist, dass möglichst alle Ponyaktiven in irgendeiner Form dem Pferderennsport erhalten bleiben. Wenn nicht als Jockey, Fahrer oder Besitzer/Teilhaber, dann wenigstens als wiederkehrende Besucher auf Schweizer Rennplätzen und als Wetter. Einige Ponyaktive aus der Vergangenheit haben wir verloren, weil sie gar nicht wussten, was es nach dem Ponyrennsport für sie noch für Möglichkeiten gibt, auch in Sachen Besitzergemeinschaften. Auch da setzen wir die Hebel an. Es kann sich ja nicht jeder gleich ein eigenes Rennpferd leisten. Vielleicht kann man diese Interessenten aber in einer Besitzergemeinschaft unterbringen. Da gibt es inzwischen einige, auch für ein kleineres Budget. 

Danke, Martina, für deine detaillierten Auskünfte. Ich und die Leser von Galoppszene wünschen dir und deinen Ponyrennclub-Mitstreitern viel Erfolg bei dieser neuen Herausforderung.

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