Scala Racing Club macht für 55 Rappen pro Tag Rennpferdebesitzer

Egal mit welcher oder welchem Schweizer TrainerIn man spricht, jede und jeder sieht Stall- und Besitzergemeinschaften als Chance den Rennpferdebestand hierzulande zu vergrössern oder zumindest konstant zu halten. Eine schon sehr lange bestehende Besitzergemeinschaft ist der Scala Racing Club.

Der dieses Jahr zweimal siegreiche Dream of Art in Aktion. – Alle Fotos: turffotos.ch

Bereits 2003 wurde der SRC von Ruedi Buser und Franz Lindauer gegründet. In den letzten dreizehn Jahren wurde der Verein von Rémy P. Giger präsidiert. Dieser konnte die Anzahl Mitglieder während seiner Präsidialzeit auf 60 ausbauen, was den SRC zur wohl grössten Besitzergemeinschaft der Schweiz macht. Jedes Mitglied beteiligt sich in Form von Shares à 200 Franken pro Jahr. Diese Anteile beziehen sich auf alle Pferde die im Besitz des Vereins stehen und von Guy Raveneau in Avenches trainiert werden. Wer also bei der aktuellen Mitgliederzahl von rund 60 einen Anteil hält, bezahlt pro Tag nur 55 Rappen und darf sich mit dieser Kleinstinvestition Rennpferdemitbesitzer nennen.

Neuer Präsident

Rémy P. Giger hat sein Amt an der letzten SRC-GV abgegeben. Zum neuen Präsidenten wählten die Mitglieder Yves Wiesmann, der den meisten Rennsport-Interessierten als Fotograf von turffotos.ch bekannt ist oder eben als langjähriges Mitglied des Scala Racing Clubs. Er sagt dazu: «Schon in Kindertagen habe ich mit meinem Grossvater die Pferderennen in Frauenfeld und Dielsdorf besucht. Was mich daran seit jeher neben den schnellen Pferden fasziniert, sind vor allem die Emotionen. Freude, Jubel und die Gesichter von Jockeys, Trainern und Besitzern nach einem Sieg. Aber auch der Nervenkitzel einer platzierten Wette, der Endkampf der Pferde auf der Zielgeraden und das Anfeuern der Zuschauer. Gänsehautfeeling pur.» Weiter erinnert sich Yves Wiesmann, dass sich die Passion für Pferderennen durch seinen Beitritt zum Scala Racing Club noch verstärkt hat. Er bezeichnet die Nervosität und Spannung, welche man erlebt, wenn man ein Pferd laufen sieht, an dem man beteiligt ist, als atemberaubend. Und abschliessend: «Über die Jahre wurde der SRC für mich ein bisschen wie Familie, so passt es auch, dass ich nun das Präsidium übernommen habe und versuche, den Verein in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Viel Pech

Aktuell besitzt der Scala Racing Club mit Dream of Art und Muhtagal nur zwei Pferde und nur Dream of Art ist im Training. Yves Wiesmann ernst: «In letzter Zeit werden wir ziemlich gebeutelt. Im letzten Jahr haben wir bekanntlicherweise die damals vierjährige und bereits siegreiche Lila durch eine inoperable Kolik verloren. Und heuer konnten wir mit Muhtagal und Dream of Art zwar schöne Siege feiern, aber dann hat sich ersterer verletzt.» Die Verletzung sei zwar nicht allzu schlimm gewesen, habe aber eine lange Rekonvaleszenzzeit mit sich gebracht, so Wiesmann weiter. Da Muhtagal mit sieben Jahren bereits zu den älteren Galoppern gehört, habe sich der Club entschieden, für ihn einen Lebensplatz als Freizeitpferd zu suchen.

Alle Mitglieder des Scala Racing Clubs auf ein Foto zu bekommen ist fast nicht möglich. Aber manchmal gelingt es wenigstens einen grösseren Teil davon zu versammeln.

Mehr Mitglieder und mehr Pferde

Der Präsident betont aber, dass der Verein sehr positiv in die Zukunft blickt. Er verrät die weiteren Pläne: «Obwohl wir bereits 60 Mitglieder im Alter von 22 bis über 80 Jahre haben, möchten wir noch mehr Menschen für den Rennsport begeistern. Natürlich nicht uneigennützig, denn je mehr Teilhaber wir haben, desto mehr Pferde können unter den rot-weissen Scalafarben laufen.» Weiter erzählt Yves Wiesmann: «Entsprechend steht die Suche nach einem zweiten aktiven Galopper im Vordergrund. Wir möchten nächste Saison unbedingt wieder mit mindestens zwei Pferden ins Renngeschehen eingreifen.

Wie der Club funktioniert

Die Haltung und das Training der Pferde werden beim SRC ausschliesslich durch die Mitgliederbeiträge finanziert. Verdienen die Galopper Geld, werden die Netto-Gewinne – nach Abzug der Rennspesen – anteilsmässig ausgeschüttet. Yves Wiesmann weiss: «Unser Verein konnte in den vergangenen Jahren, trotz relativ kleinem Budget, stets gute Erfolge verzeichnen. Über die letzten paar Jahre gerechnet hat der Club stets etwa 15% Siege und 40% Plätze aufweisen können. Dies ist vor allem dem Training von Guy Raveneau in Avenches und seiner Stallequipe zu verdanken. Er hat mit den eher durchschnittlichen Pferden, die wir ihm zur Verfügung stellten, das Maximum erreicht.»

Verantwortung für die Pferde

Dass es bei 60 Mitgliedern nicht möglich ist, dass jedes beim Management der Pferde mitredet dürfte klar sein. Beim SRC obliegt das primär dem Trainer. Der Präsident und Vorstandsmitglied Edy Enz  sind aber in die Entscheidungen integriert. Yves Wiesmann erläutert: «Edy und ich sprechen uns regelmässig mit Guy Raveneau ab, wann und wo die Pferde eingesetzt werden könnten und wo wir die besten Chancen sehen. Meist kommuniziert Edy mit Guy, da er oft in Avenches vor Ort ist und wesentlich besser Französisch spricht als ich.»

Dream of Art wird dem SRC hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder Gänsehaut-Momente bescheren.

Fazit aktuelle Saison

Darauf angesprochen, wie für ihn das Fazit zur noch laufenden aussieht, meint der engagierte Präsident: «Meine erste Saison als Präsi hat natürlich mit dem Sieg von Muhtagal in Aarau – einen Tag nach meiner Wahl – hervorragend begonnen. Muhtagal hat also für einen Höhepunkt gesorgt, mit seiner Verletzung hat er uns aber auch den Tiefschlag des Jahres beschert. Umso mehr haben wir uns über die zwei Siege und weitere Platzierungen von Dream of Art gefreut. Unterm Strich war es eine gute Rennsaison. Denn mit nur zwei Pferden mehrere Siege feiern zu dürfen ist grossartig.»

 

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